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Stark machen gegen Sucht

Sehnsucht nach Glück und mehr

Sich richtig wohl fühlen, Glücklich sein, frei sein von Angst und Schmerzen – das sind berechtigte Bedüfnisse eines jeden Menschen. Viele Menschen haben die Möglichkeit,  sich dieses Glück immer wieder z.B. durch liebevolle Beziehungen in ihrem Privat- und Berufsleben, erfüllende Arbeit und Aufgaben, Kulturgenuss und/oder eine gesunde Lebensweise zu verschaffen. Dazu kann auch der „gesunde“ Genuss von stimulierender Substanzen gehören, der nicht den Zwang erzeugt, diese Substanzen weiterhin zu konsumieren.

 

Von der Sehnsucht zur Sucht

Aber nicht alle Menschen haben die Möglichkeit, ihr Leben so zufriedenstellend zu gestalten – oder sie gehen aus anderen Gründen davon aus, dass sie z.B. durch den Konsum von Genussmitteln, stimulierenden Drogen, Medikamenten oder Glücksspiel den erwünschte Glückszustand einfacher und schneller erreichen können und wollen. Von Missbrauch spricht man, wenn man stimulierende Substanzen nicht zum Genuss zu sich nimmt, sondern sie häufig gebraucht, um einen unliebsamen Gefühlszustand zu beseitigen.

Wenn mehr und mehr der Konsum von Drogen oder z.B. Glücksspiel zum einzigen Weg werden, sich in einen glücklichen oder zumindest erträglichen Zustand zu versetzen, ist aus dem Genuss eine Abhängigkeit, eine Sucht, eine Krankheit geworden.

Sucht kann im unkontrollierten Gebrauch von Drogen wie Kokain, LSD, Alkohol oder stimulierenden Medikamenten bestehen, aber auch Arbeits-, Spiel- oder Kaufsucht oder Essstörungen wie Magersucht sind sehr verbreitet. Sucht bedeutet immer psychische Abhängigkeit, eine physische Abhängigkeit von bestimmten Substanzen kann hinzukommen.

Sucht kann schlimme Auswirkungen auf das Zusammenleben und die finanzielle Situation auch der Familie haben. Handeln unter dem Einfluss von Drogen kann andere gefährden – z.B. durch Gewaltausbrüche oder Verkehrsgefährdung unter dem Einfluss von Alkohol. Suchtverhalten kann zur Bedrohung für die Gesundheit werden und für die Fähigkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

 

Typischen Kennzeichen von Sucht:

  • Der Starke Wunsch/Zwang
die Substanz zu konsumieren bzw. das Verhalten auszuüben;
  • es wird immer mehr vom Suchtmittel oder -verhaltensweise benötigt, um eine gleiche Wirkung zu erzielen
  • Verlust der Kontrolle über Beginn, Beenden und Menge des Konsums,
  • körperliche Entzugserscheinungen
bei Absetzen/Verringerung des Suchtmittel
  • fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Vergnügen
zugunsten des Suchtmittels und erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen oder dem Verhalten nachzugehen.
  • trotz schädigender Wirkung anhaltender Substanzkonsum/des schädigenden Verhaltens

 

Auswirkungen von Sucht:

Der Missbrauch von Substanzen ist immer gefährlich. Jede Sucht hat mehr oder weniger katastrophale Auswirkungen für den daran Erkrankten, seine Umgebung und die Gesellschaft:

  • körperliche Schäden bis hin zur Lebensgefahr durch Überdosierung, chronische Schäden an inneren Organen, Anfälligkeit für Verletzungen, Unfälle, Infektionen;
  • psychische Schäden wie Depression, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Verlangsamung bis hin zum Delir und zur völligen Zerrüttung der Persönlichkeit;
  • soziale Folgen wie Schulden, Arbeitslosigkeit, Kriminalisierung, Verlust alter Freunde, Streit bis hin zur Gewalt in der Familie.

 

Stark machen gegen Sucht von Anfang an

Du hast das Recht, genauso geachtet zu werden wie ein Erwachsener.
Du hast das Recht, so zu sein, wie du bist.
Du musst dich nicht verstellen und so sein,
wie die Erwachsenen es wollen.
Du hast ein Recht auf den heutigen Tag.
Jeder Tag deines Lebens gehört dir, keinem sonst.
Du, Kind, wirst nicht erst Mensch, du bist Mensch.

Janusz Korczak

 

Sucht hat immer mehrere Ursachen. Es gibt nicht „die Suchtpersönlichkeit“, aber zahlreiche Faktoren, die zur Suchtentstehung beitragen. Dazu gehören insbesondere Störungen der kindlichen Entwicklung. Kinder sind für ihre Entwicklung auf zugewandte Bezugspersonen angewiesen, die ihre Bedürfnisse wahrnehmen und respektieren. Sie brauchen ausreiched Bewegung und Bewegungsraum zur Entwicklung ihrer Motorik und Wahrnehmung. Viele Schwierigkeiten entstehen dadurch, dass Kinder sich selbst – ihren Körper, ihre Gefühle und Bedürfnisse –, aber auch andere und deren Gefühle und Bedürfnisse nicht richtig wahrnehmen können. Diese Kinder verhalten sich oft aggressiv und scheinbar rücksichtslos, weil sie sich spüren wollen und kein Gefühl für die Situation der anderen haben. Dies führt zu Ablehnung durch Gleichaltrige und erwachsene Bezugspersonen und macht es für diese Kinder sehr schwer, ihre sozialen Beziehungen und ihr späteres Leben positiv zu gestalten. Das ­verstärkt das Risiko, sich durch Suchtverhalten Glücksmomente oder einen „Kick“ zu verschaffen, um sich zu spüren, oder wenigstens die eigene Misere für eine Weile zu vergessen zu können.

Erwachsene können viel zur Suchtvorbeugung beitragen, wenn sie Kinder und Jugendliche stark machen: Sie können wertschätzend mit Kindern und Jugendlichen umgehen. Sie können Kindern und Jugendlichen zuhören, sie ernstnehmen, anstatt sie z.B. mit Süßigkeiten „abzuspeisen“. Erwachsene können Bewegungsräume zur Verfügung stellen, Raum und Anregungen geben für Aktionen und Verhalten, die die Selbstwahrnehmung, das Selbstwertgefühl und die Fähigkeit steigern, das eigene Leben auch unter schwierigen Umständen zufriedenstellend zu gestalten – sei es in der Familie, im Kindergarten, in der Schule oder auch im Sportverein.

Erwachsene sind außerdem wichtige Vorbilder im verantwortungsbewussten Umgang mit Suchtmitteln.